RAHMENLOS // 25.04.2015 // 21:00

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Eine Clubnacht als Kunst-Happening, das bot im vergangenen Jahr die experimentelle Veranstaltung „Rahmenlos“ im Wuppertaler Klub auf der Gathe. Im April folgt nun „Rahmenlos II“, und wieder lautet das Motto: Alles ist möglich!
„Ein genreübergreifender Rausch von Licht, Klang, Malerei und Wort. Wo finden wir zusammen, wo entfernen wir uns? Symbiotische Erlebnisse in einem rahmenlosen Kontext. Cellosounds, Lesung, Live Musik, Electro, Lichtskulptur und flackernde Visuals etc. Begleitend eine Ausstellung bzw. Installation ……..
KUNST – EREIGNIS:
Ralf Haun // Geerd Moritz // Frank Breidenbruch // Gregor Eisenmann
LESUNG:
Christopher Reinbothe
LIVE MUSIK:
Birk Schöneich // Marilena Renero // Achim Konrad // Jonas Herbert // Triptychon
AUFLEGEN:
Paolo // DJ BNT (Poland) // Jonas Leve // Torro Molinoz // Tomasz Lachmann
Video vom letzten Jahr: Rahmenlos
Facebook: https://www.facebook.com/events/1620609691502457/

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1 Kommentar

  1. Der Eröffnungstext bei der letzten RAHMENLOS:
    Guten Abend meine Damen. Guten Abend die Herren. Guten Abend natürlich und besonders auch an alle dazwischen und darüber hinaus. Rahmenlos! Vierte, Vierte, Vierzehn. Das Datum fast zu quadratisch für den Titel von diesem …Zelt. Eine Clublesung. Als Gregor mich fragte, ob ich dabei wäre, habe ich leichtsinnig und direkt zugesagt. Jetzt bin ich hier. Vorweggeschickt weg! Die Vorhut, die Avantgarde sozusagen. Wir hatten vor Monaten zusammen gesessen und über mehr Kunst, mehr Performance und mehr von allem gesprochen. Wie hätte ich jetzt — im Auge des Sturms, die Grillzange den dräuenden Wolken zum Trotze entgegen gereckt — »Nein.« sagen können. Nein-Sagen ist sowieso nicht meine Stärke. Erst recht nicht wenn der Orkan tost und die wenigen verbliebenen Haare im Wind flattern. Dann schwört man sich gefälligst Treue und lässt andere Leute nicht wortwörtlich im Regen stehen. Ich bin also mitten drin. Mitten drin in was? Dem Prozess — eher nicht. Auch wenn der Situation durchaus kafkaeskes anhaftet. Gestellt vor die Aufgabe etwas rahmenloses zu gestalten sieht man sich selbst doch immer wieder nach genau diesen Begrenzungen suchen. Überall stoßen wir auf Rahmen in unseren Köpfen. Was soll es heute also geben? Klassisches Cello, Orientalische Visuals, Balkanische Beats und elektrische Diskothek — woran kann ich ein Wort knüpfen, woran Sätze binden, welche Schleife lohnt es sich zu drehen? Es ist Frühling! Noch immer treibt mich, was zum Kern des heutigen Daseins geworden ist. Tue ich was wir alle tun. Tagtäglich! Ich finde. Oder finde nicht. Je nachdem von welcher Seite man betrachtet.
    Ein Thema, die richtigen Worte, die große Liebe, der Google — alles will gefunden werden! Zum Schreiben fehlt oft der richtige Ort. Eine Stimmung. Ruhe. Eine Laune, aus der heraus etwas spinnt, entspringt — wie ein Quell oder roter Faden. Wie finde ich das wichtigste: mich selbst? Bei sprudelnden Wassern oder im dunklen Kämmerlein?
    Und weil die Vögel zwitschern, dass die Luft so frisch und grün ist, da steige ich die Sedowa hinauf mit Proviant vom Myska. Ein Fladen aus Tyrol. So flach wie Antons Texte, denk ich mir und schreib es auf … der Parkbank sitzend, während die Sonne langsam sinkt. Der Hauch umspielt mich immer noch warm. Die Farben des Moments sind Orange und Blau. Es gibt auch Fledermäuse am Knopfmacherturm. Wild und eckig ist ihr Flug — fast mechanisch. So wie die Webstühle einst im Tal, nehm’ ich den Faden wieder auf, zieh’ ihn durchs Öhr und bevor ein Kamel noch hindurch kann verlass ich Kaisers Höh’n. Fühle mich wie ein Nomade in der wüsten Einöde meiner schweifenden Flausen. Am Horizont zahllose Fatamorganen, nirgendwo eine Oase. Ein stolzer Tuareg mit blauem Schal in endlosem Sand. Dort wird es abends doch frisch und ich muss am Morgen früh raus: Mechanisch, so fängt einen der Alltag.
    Ein paar Tage später — die Fahrt geht gen Norden — häng ich dem Rahmenlosen wieder nach. Grund ist das Wetter: verspielt aprillen im tiefsten März. Denn wenn einem überhaupt nichts einfällt: Das Wetter hilft immer. Solche Regenbögen hab ich nie gesehen! Perfekt, komplett, gleich doppelt. Double rainbow in the sky! Wieder sinkt die Sonne langsam. Es ist ein goldiges Licht. Wie ein Bernsteinzimmer am Himmel.
    Das echte modert in Nazikisten an einem geheimen Ort in Wuppertal. Vohwinkel, wahrscheinlich: Nah der Schiene unter meterdickem Stahlbeton — wird erzählt. Es sind die spannenden Geschichten, die sich einprägen, ob man will oder nicht. Kratzer und Schrammen müssen sie haben. Nicht perfekt sein, verdammt! Aus dem Rahmen fallen! Was tue ich mit einem schnurgeraden Leben, wenn ich alle Chancen und Möglichkeiten rechts und links des Weges liegen lass? Welche Geschichten will ich erzählen, wenn die Enkel am Fuße des Ohrensessels neugierig lauschen? Die geraden Hölzer werden gefällt, nur die knorrigen Bäume überdauern Jahrhunderte. Auch dieser Text ist gewachsen, krumm und schief. Von einem Impuls zum nächsten. Nicht jeder Auswuchs wird ein starker Zweig, doch das Scheitern ist ein bitterer Spaß! Unkonstruierte Hinterkopfgewächse entfalten sich zu lyrischer Blüte und öffnet man erst die Fluttore ergießt sich was wir »Strom der Gedanken« nennen. Er reißt mich mit, prustend strampele ich an die Oberfläche, kein Ufer ist in Sicht, der Fluss folgt keinem Lauf! Denn auch wenn es Anfang und Ende einer Überlegung gibt, sind sie doch wie Häfen einer Reise über das »Meer der Erinnerung« in dem wir schwimmen. Diese Reise hat kein Ziel! Diese Reise ist das Ziel! Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser? Die Flut der Eindrücke kann überschwemmend sein, sie einzudämmen ist absurd! Deshalb: Lasst euch treiben zu neuen Ufern …
    (Text zur Veranstaltung vom 4.4.2014 — es gilt das gesprochene Wort)

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